Materialflussrechner für Zalando. Europas führende Online-Plattform für Mode und Lifestyle, erweitert stetig die eigenen logistischen Strukturen und schloss Anfang Januar 2019 ein weiteres Logistikprojekt erfolgreich ab: Im polnischen Gryfino, rund 18 Kilometer südlich von Stettin, erfolgte die Projektabnahme eines neuen Fulfillment-Centers. In dem Logistikzentrum werden mithilfe modernster Intralogistik Aufträge aus beispielsweise Polen, Deutschland, Österreich und Skandinavien bearbeitet. Der in Gryfino verwendete Materialflussrechner (TUP.MFC) stammt dabei erneut von der Software-Manufaktur TUP (TUP) und übernimmt, neben den Transportaufgaben, auch die Steuerung und Optimierung der Materialflussströme innerhalb der gesamten Lagertechnik. Als sogenanntes Warehouse-Control-System dient der TUP.MFC zusätzlich als Kommunikationsschnittstelle.
Im August 2016 begann Zalando im polnischen Gryfino damit, einen neuen Distributionsstandort zu errichten, um das Versandgeschäft europaweit zu stärken. In einer Sonderwirtschaftszone nahe Stettin entstand so das zehnte Warenlager und somit vierte Greenfield-Projekt des Unternehmens. Seit Dezember 2018 ist das Logistikzentrum in Betrieb und nachdem nun die Stabilisierungsphase abgeschlossen ist, wird es Zeit für eine Projektübersicht.
Auf dem 130.000 Quadratmeter großen Gelände befinden sich vier Logistikhallen, in denen hochmoderne Fördertechnik installiert ist. Am Standort Gryfino werden sämtliche Warenflüsse vom TUP.MFC gesteuert. Der Materialflussrechner ist individuell auf die Bedürfnisse von Zalando zugeschnitten. Und obwohl der TUP.MFC, wie bereits erwähnt, an vier Standorten zum Einsatz kommt, ergeben sich softwareseitig zwischen den verschiedenen Lägern immer wieder technische Raffinessen – auch weil sich Fördertechnik hinsichtlich des Automatisierungsgrads sowie die logistische Ausrichtung standortbedingt unterscheiden. „In jedem Projekt, das wir bei TUP realisieren, lassen wir unsere Erfahrungen aus vergangenen Projekten mit einfließen. So stellen wir sicher, dass der Kunde stets das beste Ergebnis aus Erfahrung und neuen Erkenntnissen erhält“, erläutert Stefan Fehrenbach, Projektleiter bei TUP und verantwortlich für die Implementierung der Software bei Zalando.
Zalando Gryfino: mehr als nur ein Materialflussrechner
„Erfahrungsgemäß kommen standardisierte Materialflussrechner schnell an ihre Grenzen; gerade, wenn ein hoher Grad an Automatisierung notwendig ist und dardurch weitere Aufgaben übernommen werden müssen. Dies ist ein Grund, warum TUP.MFC mehr Prozesse koordiniert als nur den klassischen Materialfluss“, hebt Stefan Fehrenbach die erweiterten MFR-Funktionen hervor. So koordiniert das bei Zalando installierte Materialflusssystem auch den Sorter, die Etikettier-Anbindung, sowie die Shuttle- und Batchverwaltung. In der Praxis steuert der TUP.MFC also nicht nur die Materialflüsse innerhalb der Fördertechnik. Er organisiert gleichzeitig auch die Versorgung aller Bedarfsstellen mit leeren Wannen, sorgt für die richtige Zuführung gespeicherter Wannen im Shuttle zu den Packplätzen und unterstützt bei der Etikettierung der Versandpakete bei gleichzeitiger Steuerung des Warenausgangssorters. „TUP.MFC ist demnach ein zentrales Element, um ZALOS – das WMS von Zalando – mit den unterlagerten Steuerungen zu verbinden“, ergänzt Fehrenbach.
Materialflussrechner: Optimus-Sorter, Batchbildung, hohe Durchsätze
Bevor die Ware kommissioniert und europaweit an die Kunden versendet werden kann, muss sie zunächst ins Lager gelangen. Dies geschieht über fünf Wareneingangslinien. Hierbei übernimmt TUP.MFC Steuerung und Optimierung des Routing zu den entsprechenden Lagerplätzen. „Bei der Einlagerung wird dem Materialflussrechner vom Warehouse-Management-System eine mögliche Einlagerungszone vorgeschlagen. Er wählt die für ihn geeignetste Einlagerung automatisch aus und routet die dafür vorgesehenen Wannen direkt dorthin“, sagt Stefan Fehrenbach. Und was über die fünf Wareneingangslinien ins Lager bewegt wird, muss das Lager am Ende auch wieder verlassen. Hierfür setzt Zalando vier Sortiermaschinen, sogenannte Push-Sorter für Items, aus dem Hause Optimus ein. Dabei ist hervorzuheben, dass die Steuerung der ‚Optimus-Sorter‘ kein unbedeutender Vorgang ist. So gibt es insgesamt vier Sorterlinien, die individuell und dynamisch teilbar sind, sodass bis zu acht Batches gleichzeitig sortiert und gepackt werden können – inklusive dynamischem Batchwechsel und variabler Packplatzzuordnung.
Die vier ‚Optimus-Sorter‘ können speziell bei der Batchbildung punkten, bei gleichzeitiger Berücksichtigung der richtigen Batch-Reihenfolge. „Dazu muss der Materialflussrechner die Waren der jeweiligen Batches zusammenhängend, rechtzeitig und vollständig an die Sorter andienen“, erklärt Fehrenbach. Das Besondere: Die Sorter selbst können jeweils vollständig oder auch nur einseitig genutzt werden. Die einseitige Nutzung im sogenannten ‚Splitmode‘ bietet sich beispielsweise bei kleinen Accessoires an, speziell um den Durchsatz zu erhöhen. Im ‚Splitmode‘ kann es somit vorkommen, wie oben bereits erwähnt, dass der Materialflussrechner bis zu acht Batches gleichzeitig bearbeitet. „Damit erreichen wir einen hohen Grad an Parallelisierung von Prozessen und Meldungen, sprich – der Materialflussrechner ist in der Lage im Bereich von Millisekunden etliche Entscheidungen zu treffen“, so Projektleiter Fehrenbach weiter.
Ähnlich wie im deutschen Zalando-Logistikzentrum in Lahr, werden auch in Gryfino zwei der vier Hallen für die Kommissionierung verwendet. Dort übernimmt das System von TUP die Steuerung der Zu- und Abführstrecken mit Verteil- sowie Technikloop. In einer ‚Technikebene‘ werden Wannen über den Verteilloop in die Kommissionier-Zonen bewegt. Es werden Behälter zu den jeweils fünf Kommissionier-Bahnhöfen pro Ebenen befördert und dann dort von den Mitarbeitern Artikel in die Behälter kommissioniert. Die Technikloops bedienen ebenfalls zwei bis drei Vertikalförderer. Insgesamt gibt es fünf Vertikalförderer die, gesteuert vom TUP.MFC, dafür sorgen, dass Behälter verteilt werden. Dabei handelt es sich um parallele Heber mit zwei Lastenaufnahmemitteln für je zwei Wannen. So können pro Stunde Behälter im vierstelligen Bereich über die Ebenen verteilt und den Mitarbeitern zur Kommissionierung zur Verfügung gestellt werden. Zwei Wannenpuffer bestehend aus zwei Modulen mit je 13 Shuttles pro Modul und den dazugehörigen Verteil- und Sammel-Behälterfördertechniken trennen den Inbound- vom Outbound-Bereich. Damit wird Staus in den intralogistischen Abläufen vorgebeugt, Engpässe und Leerlauf vermieden sowie Waren für die Weiterleitung gesammelt.
Mehrsprachigkeit: Herausforderung der Internationalisierung
Das Fulfillment-Center nahe Stettin an der deutsch-polnischen Grenze ist der größte Logistikstandort von Zalando in Polen und beschäftigt jetzt schon 1.000 Mitarbeiter. Weil die Belegschaft in der Grenzregion zwischen Polen und Deutschland international aufgestellt ist, wurden sämtliche intralogistischen Prozesse mehrsprachig realisiert. Die derzeit verfügbaren Sprachen sind Polnisch, Deutsch und Englisch. „Jeder Mitarbeiter kann online zwischen den im System verfügbaren Sprachen wechseln“, erläutert Fehrenbach. Dies ist auch ein Vorteil bei der Wartung des Systems. Fehrenbach weiter: „Der gleiche Dialog kann in verschiedenen Sprachen nebeneinander angezeigt werden. Dadurch kann unser Support einen Sachverhalt beispielsweise in Deutsch sehen, während der Techniker vor Ort ihn in seiner Muttersprache angezeigt bekommt. Das ermöglicht eine gute und schnelle Fehlerbehebung, auch im Remote-Modus.“ Die Übersetzungen selbst werden am Standort von Zalando gepflegt und können laut Fehrenbach, neben den drei erwähnten, unzählig viele andere Sprachen beschreiben. Damit ist sichergestellt, dass das polnische Fulfillment-Center in Zeiten des schnelllebigen und internationalen E-Commerce-Geschäfts jederzeit die Aufträge der Onlinekunden erfüllen kann. TUP.MFC trägt maßgeblich dazu bei.
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