Die Intralogistik setzt dank Innovationen von Google und Amazon verstärkt auf intelligente Mobilität. In Zukunft werden wir Fahrzeugen das Sehen und Hören beibringen – selbst vom Denken ist in der Branche die Rede. In den 1980er Jahren gab es bereits in der Automobilindustrie eine Automatisierungseuphorie, nun keimt diese wieder auf. In der Logistik sind die sogenannten fahrerlosen Transportsysteme, kurz FTS, bereits Realität. Doch die Technik ist nur bedingt nutzbar. TUP erklärt warum.

Kein Zweifel, die weltweit agierende IT-Industrie hat heutzutage die automotive Technologie erprobt. Langsam aber sicher haben auch die Märkte Vertrauen gefasst. Zumindest in der Intralogistik ist die Technik bereits angekommen; zum Teil sogar schon im Betrieb. Amazon beispielsweise steckte zuletzt 775 Millionen US-Dollar in den Lagerroboterhersteller Kiva Systems, auch um das Thema “Roboter statt Menschen im Lagerhaus” noch besser zu verstehen. Das Unternehmen verleibte Kiva Systems am Ende sogar ins eigene Geschäftsumfeld mit ein. Nach eigenen Angaben will der Versandhandel-Riese die Produktivität seiner Mitarbeiter so um das vierfache steigern. In der Praxis finden die fahrerlosen und orangefarbenen Kiva-Roboter selbstständig die bestellten Waren, holen die passende Verpackung und bringen beides zum Lagerarbeiter (siehe Video). Das funktioniert zumindest im Image-Video reibungslos.

Reibungslos weil die Intralogistik ausschließlich die Organisation sowie Optimierung innerbetrieblicher Materialflüsse in Unternehmen beschreibt. Wareneingang, Kommissionierung, Verpackung, Warenausgang: Alles Stationen einer logistischen Kette, die ins kleinste Detail genauestens geplant sind. Jedes Regal, jeder Maschinen-Standort und Artikel sind vorgeschrieben und noch wichtiger, örtlich sowie softwaretechnisch erfasst. Das Warehouse Management System von TUP steht genau für letzteres. Es bildet alle Prozesse eines Lagers ab, sowohl einfache manuelle als auch Ausbaustufen mit höchstem Automatisierungsgrad und höchsten Durchsätzen. Der dazugehörige intelligente Materialflussrechner nutzt die vorhandenen Ressourcen ganzheitlich und optimal. Insbesondere die wechselnden Betriebszustände werden genauestens kalkuliert. Das Routing der FTS samt Waren ist also mit der richtigen Software planbar, solange alles miteinander vernetzt kommuniziert; die Infrastruktur zuvor klar definiert ist.

Google-Auto: wenig Bewegung auf Europas Straßen

Projizieren wir also die fahrerlose Technologie auf die Straße, und tangieren dabei leicht Googles Open Automotive Alliance, sind die bereits hochgelobten technischen Möglichkeiten auf Jahre hin eher begrenzt. Diese Meinung vertritt zumindest Frank Obschonka, Vertriebsleiter bei TUP. „Bewegt sich die FTS-Technologie in einem automatisierten GRID, wie es zum Beispiel in einem Warenlager der Fall ist, sind die Wege der Fahrzeuge klar definiert und kalkulierbar“, so der Wirtschaftsingenieur. „Soll der Faktor Mensch sich aber gemeinsam mit den fahrerlosen Systemen auf die Straße begeben, wird das autonome Fahrzeug, zumindest nicht mit den möglichen Störfaktoren, in absehbarer Zeit auf Europas Straßen fahren.“ Speziell der Faktor Mensch ist seiner Meinung nach derzeit noch nicht berechenbar. Den springenden Punkt hierfür liefert Obschonka gleich mit: „Das menschliche Gehirn ist so komplex und bis heute nicht wirklich stichhaltig erforscht; von Superrechner beileibe nicht adaptiert – lediglich digital plagiiert. Unvorhersehbare Ereignisse bleiben so einem Computersystem unverständlich, nicht real und auf die Situation bedingt für ihn unmöglich abzubilden. Ein menschliches Gehirn schafft das tausendfach am Tag.“

Weitere technische Herausforderungen sind die nötige Vernetzung sowie die Ausstattung der einzelnen Fahrzeuge. In der Intralogistik ist die Infrastruktur, wie bereits erwähnt, klar definiert und auf die Abmaße einer Halle begrenzt. Straßen, Verkehr, Fußgänger inklusive Naturgewalten sind dagegen ständig im Wandel. Neben der Vernetzung wird also eine nötige systemgleiche Infrastruktur dieser Größenordnung nur schwer vorstellbar. Wie schwer zeigte zuletzt ein Versuch in den USA. Ohne menschliche Hilfe sollten Fahrzeuge durch einen Stadtkurs kurven; fast die Hälfte scheiterte. Laut Spiegel-Informationen waren es Softwarefehler, die „den Verlierern zum Verhängnis wurden“.

Außerdem behinderte die Ausstattung selbst die Prototypen daran, überhaupt los zu fahren. So sind die Fahrzeuge grundsätzlich mit unzähligen Sensoren bestückt. „Abstandsradar, Kameras, Lasermessgeräte und der sogenannte Velodyne-Rundum-Laserscanner, sorgen für Rundum-Sicht, tasten die Umgebung ab“, berichtet der Spiegel weiter. Dank einer Überlagerung dieser Sensoren-Armada, war außer vereinzelndem Zucken nichts wahrzunehmen. Ein Rennen von nur elf Vehikeln musste abgesagt werden. Zum Vergleich: Weltweit fahren über eine Milliarde Fahrzeuge auf unseren Straßen.

Autonom, und was bleibt?

Der Grad der Vernetzung in der Intralogistik hat in jüngster Zeit deutlich zugenommen. Der Warenumschlag wird in den nächsten Jahren nicht nur schneller abgewickelt, sondern auch zunehmen. Lagerhallen mit samt Materialfluss werden in Zukunft komplett von außen kontrolliert und weiter automatisiert.

Nach Einschätzungen von TUP werden dagegen in Sachen autonomes Fahren like Google-Car noch einige Jahre und technische Errungenschaften ins Land ziehen. „Vorher wird wahrscheinlich das Elektro-Auto eine Renaissance erleben. Denn seit 1992 wird die Elektromobilität in Deutschland erprobt; sprich viele Innovationen, aber leider gibt es -noch- wenig Bewegung.“

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