Wie auch schon in den vergangenen Jahren, gab es auch in diesem Jahr eine Umfrage zu Trendthemen rund um Software in der Intralogistik. Treiber der Umfrage ist die Zeitschrift “FM – Das Logistik-Magazin”. Simon Thomas, Geschäftsführer TUP, stand Rede und Antwort. Wir möchten Ihnen die Antworten nicht vorenthalten.

Welche Intralogistik-Software bietet Ihr Unternehmen an? Durch welche Merkmale zeichnet sich Ihre Software besonders aus? Ist Ihr System aufwärtskompatibel, release- und updatefähig?

TUP bietet seinen Kunden ein modular aufgebautes Lagerverwaltungssystem an. Dazu gehören auch die hauseigene Materialflusssteuerung, der Leitstand, die Betriebsdatenerfassung mit ihren Kennzahlen, Staplerleitsysteme, Mobile-Daten-Systeme sowie unsere mobile Smartphone-Lösung Smart Mobile Logistic. Der Vorteil dabei liegt bereits im Kern unserer standardisierten und dennoch adaptiven Software; sie bleibt flexibel.

Das Besondere ist zweifelsohne der Aufbau der Software. Sie bildet durch ihre Architektur den Prozess des Kunden 1:1 ab. So erreichen wir in den Kernfunktionen immer den optimalen Nutzen. Daher ist unsere Software natürlich auch aufwärtskompatibel, release- und updatefähig, kurzgesagt zukunftsfähig.

Bieten Sie auch Lösungen auf SAP-Basis an oder können Sie Ihre Intralogistik-Software in bestehende SAP-Umgebungen integrieren? Welche Herausforderungen und Chancen bieten sich für Logistikanwendungen mit SAP Hana?

Unsere Kunden schätzen es sehr, dass wir im Bereich Warehouse-Management die Alternative zu SAP darstellen. Schnittstellen zu bestehenden ERP-Systemen, auch zu denen von SAP, können wir aber natürlich für alle gängigen Systeme realisieren. SAP-Lösungen selbst bieten wir nicht an.

Für Unternehmen welcher Größenordnung und welcher Branchen eignet sich Ihre Software besonders?

Unsere Software ist für kleine Unternehmen mit Wachstumsperspektiven bis hin zu großen und hochautomatisierten Distributionszentren geeignet. Insgesamt bewegt unsere Software täglich 1,7 Millionen Artikel – damit gehören wir zweifelsohne zu den großen Playern in Deutschland. Zu den namhaften Kunden zählen beispielsweise die Otto Group, BITO, Arvato, Zalando, adidas, Bosch, Subaru und TUIfly. Der Kessel steht demnach immer unter Druck. Dennoch, für den jeweiligen Kunden bleibt genügend Raum für Investitionen ins eigene Wachstum.

Was empfehlen Sie Unternehmen bei der Auswahl einer Intralogistik-Software? Sollten Unternehmen ihre Logistikprozesse gewissen Standards einer Software anpassen oder sollte sich die Software individuellen Unternehmensprozessen anpassen?

Software muss den zukünftigen Markt mitbegleiten und immer in der Lage sein, sich so zu wandeln, dass ein optimaler Prozess Vorrang vor der Software hat. Ich sehe die Software daher als Medium beziehungsweise Werkzeug; sie sollte kein limitierender Faktor sein.

Einer unserer Leitsprüche lautet „software follows function“. Jedes Unternehmen verfügt nach dieser Philosophie über eigene Strukturen und Prozesse, die dessen Charakter beschreiben und somit auch die Grundlage des unternehmerischen Erfolgs zementieren. Daher versuchen wir bereits in der frühen Projektphase, meist schon in den Vorgesprächen, die Geschäftsprozesse des Kunden mit unserer Software in Einklang zu bringen – die Planung sowie die Realisierung erfolgen somit im Gleichschritt. Unsere Kunden schätzen neben unserer langjährigen Intralogistik-Erfahrung auch unsere direkte Art als beratender Partner. Wir beraten und helfen bereits während des frühen Projektverlaufs und erklären im Detail mögliche Risiken, die im späteren Betrieb zu einem Reibungspunkt werden könnten.

Wie genau lassen sich Logistikkosten für einzelne Prozesse mit Ihrer Software erfassen? Welche Werkzeuge bieten Sie Anwendern zur Auswertung/Analyse, Kontrolle und gegebenenfalls Verbesserung ihrer Logistikprozesse mit Hilfe von Kennzahlen und Grafiken?

In unserem Fall muss man sich einen logistischen Betrieb als komplexe Maschine samt dahinter verborgenen Analogien vorstellen. Beispielsweise beschreibt eine Uhr in ihrer alten Form eine komplizierte Ingenieurs-Kunst, die unzählige unterschiedlich große und kleine Zahnräder als einzelne Prozesse ineinandergreifen lässt. Um Komplexität in einem modernen Distributionszentrum zu beherrschen, benötigen wir einen sogenannten Leitstand. Er erkennt dank der Betriebsdatenerfassung (Kennzahlen-Auswertung) (BDE), wo genau ein Rädchen im System klemmt oder wo Optimierungsbedarf besteht. Die daraus resultierenden Optimierungen führen natürlich automatisch zu einer Reduzierung der Betriebskosten.

Hierfür geben wir dem Kunden effektive Werkzeuge in die Hand. Für die Ermittlung von Kennzahlen steht die erwähnte Betriebsdatenerfassung zur Verfügung; auf Wunsch mit angepassten Algorithmen oder auf Basis von Data-Mining-Systemen. Für die grafische Darstellung der aufbereiteten Daten kann der Kunde auf unseren Leitstand zurückgreifen. Aber speziell die Betriebsdatenerfassung von TUP ermöglicht es nicht nur individuelle Prozesse auszuwerten, vielmehr kann jeder einzelne Prozess überwacht und anschaulich visualisiert werden. Der Kunde bestimmt selbst, welche Informationen verdichtet vorliegen sollen. Am Ende erkennen die entsprechenden Mitarbeiter am Leitstanddialog, wo genau noch die nötige Feinjustierung anzusetzen ist.

Welche mobilen Endgeräte kann der Anwender mit der von Ihnen angebotenen Intralogistik-Software nutzen? Wie beurteilen Sie die Entwicklungen zur Mensch-Maschine-Schnittstelle in der Zukunft?

Zunächst einmal ist es uns wichtig, dass der Kunde unabhängig agieren kann. Daher ist unsere Software unabhängig von bestimmten Endgeräten.

Wir haben aber schon sehr viele unterschiedliche mobile Lösungen realisiert, bei der Kommissionierung beispielsweise von klassischen MDE über Terminals bis hin zur Kommissionierung per Smartphone mit Bluetooth-Ringscanner. Im Bereich der Endgerätewahl, bei der Visualisierung von Anlagendaten sind unserem System keine Grenzen gesetzt. Zumindest sind wir bisher auf keine gestoßen.

Seit kurzem können Kunden von TUP sich mit Smart Mobile Information mit einem Klick ins operative Lagerverwaltungssystem klicken. Egal ob Picks pro Stunde oder das Soll-/Ist-Ergebnis – Nutzer rufen bequem per Smartphone Prozess- und Performance-Übersichten des Leitstands ab, ohne dabei am Schreibtisch sitzen zu müssen. Ideal für das gehobene und meist von unterwegs aus agierende Management – jedoch auch auf günstigen Smartphones einsetzbar. Das Besondere: Smart Mobile Information kommuniziert mit einer eigenen Schnittstelle, die sowohl von außen, also über das Mobilfunknetz, als auch intern über das lokale WLAN, zugänglich ist. Die Kommunikation zwischen App und Schnittstelle sowie über das Mobilfunknetz oder WLAN ist durch ein Verfahren gesichert, das für jede Anfrage einen Schlüssel generiert, der aus mehreren Komponenten besteht und genau für eine Anfrage gültig ist.

Hinsicht der Mensch-Maschine-Kommunikation halte ich mich lieber bedeckt. Die industrielle Glaskugel fasse ich ungerne an. Sie wird aber bestimmt für den Geek unter uns das eine oder andere „Wow“ parat halten. Meines Erachtens wird sich noch mehr der mobile Gedanke in die Intralogistik drängen; aber auch die Datenbrille ist ein Kandidat für zukünftige Aufgaben im Lager.

Die Intralogistik wird immer vernetzter. Wie aufwändig ist die Anbindung Ihrer Intralogistik-Software zum Datenaustausch an andere Softwaresysteme im Unternehmen oder diverser Hardware (vom automatischen Lager bis hin zu mobilen Computer)?

Da die Prozesse normalerweise die Schnittstellen beeinflussen, haben wir in jeglicher Hinsicht, egal ob mobil, Host oder anderweitig, eine offene, flexible und parametrierbare Schnittstelle geschaffen. Sie kann sich den Gegebenheiten und den angeschlossenen Fremdsystemen anpassen. Und da Vernetzung auch bei unseren Kunden ein sehr wichtiger Punkt ist, sind unsere Lösungen sowohl in der Cloud als auch konventionell in der Lage, sich über alle gängigen Schnittstellen und Technologien mit anderen Systemen zu verbinden.

Fakt ist aber auch, dass jeder von überall seine Anlage steuern und seine Kennzahlen einsehen möchte. Wir stehen diesem Trend jedoch auch skeptisch gegenüber, da jede Verbindung ins WWW auch eine Tür nach drinnen bedeutet. Klar ist auch, dass wir den Markt ganz genau beobachten. Dem Kunden verkaufen wir aber letztlich nur Lösungen, die er heute auch sinnvoll nutzen kann. Funktionieren diese reibungslos, störungsfrei und sind in ihrer Eigenschaft auch noch sicher, verschließen wir uns neuer Technologien nicht.

Welche Trends können Sie feststellen oder mit welchen neuen Anforderungen kamen Kunden in letzter Zeit auf Sie zu? Welche Neuentwicklungen oder Dienstleistungen haben Sie zuletzt in Ihr Angebot aufgenommen?

Die Welt dreht sich immer schneller und macht technologisch auch bei uns im Lager nicht halt. Projekte müssen immer schneller umgesetzt werden, bei gleichzeitig steigender Flexibilität. Der Kunde möchte sich mehr und mehr in die Entwicklung und die Planung der Prozesse mit einbringen. Er will die Software zwar nicht verstehen, er will sie selbstständig bedienen können. Diese Bedienbarkeit tangiert alle Prozesse, in denen der Mensch eingreifen kann; egal ob Wareneingang, Warenausgang, Kommissionierung, Packerei. Hardware und Prozesse dürfen daher keine Hindernisse sein, sodass der Kunde zukünftig seine Endgeräte, die Hardware und die Arbeitsweise beliebig ändern kann.

Wie beurteilen Sie den derzeitigen Markt und die Marktentwicklung für Intralogistik-Software? Wie haben sich die Nachfrage und die Geschäfte für Ihr Unternehmen im letzten Jahr entwickelt und wie lautet Ihre mittelfristige Prognose?

Durch das hohe Aufkommen an zu versendender Ware und die positive Marktsituation werden immer mehr Güter zu günstigen Preisen hierzulande aber auch weltweit verteilt. Hierzu benötigt man eine einwandfrei funktionierende und moderne Software – erst recht in Ländern mit hohem Lohnniveau. Systeme, die eine gewisse Zeit in Betrieb sind, werden bei TUP auf ihre Effizienz überprüft und gegebenenfalls modernisiert und den neuen Gegebenheiten angepasst. In die Zukunft blicke ich aus der Unternehmensbrille daher positiv. Aber auch unsere Kunden profitieren von der Partnerschaft. Reibungslose Abläufe bedeuten kein Stillstand und letzterer ist für die Intralogistik ein Horrorszenario. Wahrscheinlich ein Grund, warum einige unserer Kunden bereits seit über 30 Jahren auf uns setzen.