Zeit ist Geld. Diese alte Wirtschaftsweisheit ist so wahr, wie sie abgedroschen ist. Wessen Geld und welche Zeit sei mal dahingestellt, allerdings ist es aus wirtschaftlicher Sicht ein Fakt, dass wenn ich weniger Zeit brauche, eine Aufgabe zu erledigen, ich mehr Aufgaben in einer bestimmten Zeitspanne erledigen, ergo mehr Geld verdienen kann.

Ob Benjamin Franklin 1748 schon an unsere verstopften Innenstädte und Verkehrswege dachte, als er den Satz „time is money“ prägte ist unwahrscheinlich, denn aus logistischer Sicht verhält sich die Gleichung in mancher Hinsicht erst einmal genau umgekehrt. Wenn ein Transport weniger Zeit brauchen soll, um von A nach B zu kommen, erhöht das entsprechend den Aufwand respektive die Kosten. Trotz allem – möglichst auf dem schnellsten Weg von A nach B, das ist eben der klassische Anspruch an die Logistik, egal ob es hierbei um das gelieferte Paket von Zalando, den Krankentransport, die gelieferte Pizza oder die innerstädtische Personenbeförderung geht. Schafft der Logistiker es jetzt, den Aufwand für diesen Transport zu senken, geht die Gleichung wieder auf.

Die “Prime”-erisierung und der drohende Infarkt

So wird auch „Heute bestellt, morgen geliefert“ im E-Commerce mehr und mehr zum Kaufargument. Lieferzeiten von unter drei Tagen gehören heute schon zur Regel und sind zu einem wichtigen Instrument der Kundenbindung geworden. Im Zweifel bestellt der Kunde bei dem Händler, bei dem er weiß, dass er sich auf eine schnelle Lieferung verlassen kann. Lieferung über Nacht oder kostenloser Express-Versand sind daher auch Parolen, die derzeit zu den Schlachtrufen der großen Online-Versender gehören. Durch die Zahlung geringer jährlicher Gebühren beispielsweise werden Kunden an das Unternehmen gebunden, im Gegenzug erhalten sie die Gewissheit, ihre Bestellung innerhalb von 24h zu erhalten, egal was oder wie oft bestellt wird.

Derart kurze Reaktionszeiten lassen sich heute fast ausschließlich mittels Kleintransportern verwirklichen, folglich müssen sich auch immer mehr Fahrzeuge die Straße teilen – erst auf der Autobahn und schließlich in der Innenstadt. Die Aufwände für die letzte Meile stehen häufig schon jetzt in keinem Verhältnis mehr zum eigentlichen Bestellwert. Stehen wir vor einer Trendwende?

Mitnichten. Das nächste große Ziel: Same-Day-Delivery, also die Lieferung der bestellten Ware noch am selben Tag. Die Auftragsverarbeitung der Shops oder die Intralogistik des zugehörigen Distributionszentrums sind dabei nicht einmal das Nadelöhr, durch das die Abwicklung gebremst würde. Problematisch ist der Transport zu der Haustür des Kunden. Zunehmende Urbanisierung, steigende Umsatzzahlen im E-Commerce, immer mehr Autos auf den Straßen – können wir dem nahenden Infarkt überhaupt noch entgehen? Die klare Antwort: Ja, durch clevere Logistik und optimiertes Routing.

Entlastung der Autobahnen durch dezentrale Lagerhaltung

Fachgeschäfte und lokale Markenhändler sind wichtige Vertriebspartner der Hersteller und (re)präsentieren die Marke in der Region. Sie sind das Aushängeschild und sie verfügen über langjährige Erfahrung in Warenverkauf und Kundenservice. Diese Kompetenz und die strategisch günstige Verteilung des Händlernetzes kann und sollte sich die Marke auch im Online-Handel zunutze machen. Denn in Ballungszentren sind viele Produkte lokal in den Lagern der Geschäfte verfügbar, werden aber nicht als Bestand bei Bestellungen über den Webshop berücksichtigt. Wieso ein paar Schuhe aus dem Lager in Hamburg mit dem Lkw nach Frankfurt fahren, wenn es bei drei Händlern in Frankfurt auf Lager und somit bereits direkt vor Ort ist? Die Integration des lokalen Handels und somit das Einbeziehen des dezentral gelagerten Warenbestandes in die Versandabwicklung senkt die Lagerkosten, verringert die Transportwege und erhöht die Verfügbarkeit. Die Lösung “E-Commerce mit Händlerintegration” bietet die gaxsys GmbH aus Karlsruhe. Ok, das entlastet die Autobahn, aber was hat die Innenstadt davon?

Routing: Entlastung der Innenstädte durch XTS

Durch die Umsetzung effizienterer Auslieferungs-Konzepte können Strecken und Ballungsgebiete entlastet werden. Das Sahnehäubchen: Lieferzeiten im Stundenbereich sind jetzt Möglich und die Lieferungen können an die Wünsche des Kunden angepasst werden. In Verbindung mit dem eXtensible Transport System (XTS) von TUP bieten sich völlig neue Möglichkeiten für die letzte Meile der Zustellung.

XTS ist technisch betrachtet ein automatisierter Leitstand für die Herausforderungen der urbanen Logistik. Das übergeordnete System verteilt eingehende Bewegungsaufträge standort- und wegeoptimiert an die angeschlossenen Dienstleister. Die Entscheidung über die Zuteilung eines Auftrags erfolgt auf der Grundlage der GPS-Koordinaten, der bereits geplanten Aufträge, der Art des Fortbewegungsmittels (Fahrrad, Auto, zu Fuß etc) und der maximalen Beladungskapazität des Transporteurs. Die Aufträge werden über die XTS-App gepushed, die der Auftragnehmer auf seinem eigenen Smartphone (Bring Your Own Device) installieren kann. Die wegeoptimierte Navigation erfolgt anschließend ebenfalls über die Applikation.

Same-Day-Delivery, die Einschleusung neuer Aufträge in die laufende Auslieferung und die Integration von Übergabepunkten und Depots werden jetzt ganz einfach realisierbar und ermöglichen eine deutlich höhere Effizienz der Transporte. Jetzt wird es auch möglich, Wunsch-Lieferzeiten der Kunden zu berücksichtigen, was die Erfolgsquote bei der Zustellung deutlich erhöht.

Versandhandel und die letzte Meile: Kunden und Lieferanten profitieren

Anwendungsfall 1 – tagesgleiche Zustellung einer Online-Bestellung: Annette aus Berlin bestellt im Internet eine neue Uhr bei Ihrer Lieblingsmarke. Da die Kundin morgens berufstätig ist, terminiert sie die Bestellung auf „ab 15 Uhr“. Ein Juwelier in der Berliner Fußgängerzone sichert sich den Auftrag, da er die Uhr auf Lager hat und verpackt die Bestellung. Mit der Auftragsannahme wird automatisch ein Fahrradkurierdienst beauftragt, die Uhr im Laden des Juweliers abzuholen. Das XTS-System plant jetzt die Abholung und Zustellung der Uhr so in die Route des Fahrrad-Kuriers ein, dass seine Tour optimal an den neuen Auftrag angepasst und Annette die Uhr zwischen 15 und 17 Uhr geliefert bekommt.

Anwendungsfall 2 – der flexible Brötchenservice: Jürgen führt einen Brötchenservice, er bringt seinen Kunden jeden morgen frische Brötchen. Anders als bei anderen Anbietern können seine Kunden jedoch noch bis Nachts um 4 Uhr Bestellungen aufgeben oder ändern. Die Bestellungen seiner Kunden werden über das XTS-System verarbeitet, Jürgen muss sich nicht um die Routenplanung oder die Datenverarbeitung kümmern. Wenn er um 4:30 Uhr sein Geschäft betritt, packt er die bestellten Brötchen für die einzelnen Kunden zusammen, seine Kurierfahrer beginnen ab 5:30 Uhr mit der Auslieferung. Diese bekommen automatisch über die XTS-App die schnellste Route zur Auslieferung angezeigt.

Anwendungsfall 3 – Einbinden von Taxis und Pendlern zur Auslieferung von Bestellungen: Klaus aus Karlsruhe erwirbt bei einer Auktionsbörse einen DVD-Player von Yvonne in Frankfurt. Die Auktionsbörse bietet die Möglichkeit der privaten Lieferung, vermittelt über die XTS-Börse, an. Matthias fährt jeden Tag von Karlsruhe nach Frankfurt zur Arbeit und abends wieder zurück. Er hat eine Benachrichtigung über sein Smartphone aktiviert, die ihm mitteilt, wenn Transporte der Auktionsbörse, transportierbar im normalen PKW, zwischen Karlsruhe und Frankfurt angefragt werden. Heute erscheint der DVD-Player von Yvonne, Matthias sichert sich den Auftrag über die App. Auf dem Rückweg von der Arbeit nimmt er den DVD-Player für Klaus mit nach Karlsruhe. Klaus erhält den DVD-Player noch am selben Tag, Matthias wird mittels eines festgelegten Transportgeldes entlohnt und Yvonne spart sich den Weg zur Postfiliale.

Anwendungsfall 4 – der Kunde wird geroutet: Julia hat Gäste zum Essen, sie möchte heute ein drei-Gänge-Menü kochen. Dazu braucht sie verschiedene Zutaten, eine bestimmte Flasche Champagner und ein paar Dekorationsartikel passend zu ihrem Motto des Abends. Allerdings kommen die Gäste schon in wenigen Stunden, Zeit ist nun ein knappes Gut. Anstatt jetzt in die Stadt zu gehen und auf gut Glück die Geschäfte abzuklappern, überträgt sie ihre gesamte Einkaufsliste in die XTS-Kunden-App. Innerhalb weniger Sekunden erhält sie eine Übersicht der Geschäfte, die Ihre Artikel vorrätig haben und kann sich auf schnellstem Weg durch die Stadt und die Läden navigieren lassen.

Anwendungsfall 5 – mehr Lebensqualität durch Compagno: Die individuelle Lebensqualität eines jeden Menschen hat sich mittlerweile als ein gesellschaftlich hohes Gut etabliert. Und jede Generation verfolgt dabei ihre eigenen Mobilitätsbedürfnisse. Speziell ältere oder körperlich eingeschränkte Menschen empfinden den Verlust der eigenen Mobilität als Einschränkung eben dieser Lebensqualität. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierte Forschungsprojekt „Compagno“ will dem entgegenwirken und die jeweilige Mobilität des einzelnen sicherstellen.

Compagno verfolgt das Ziel, die sogenannte Mobilitätskette jeder Person, die drauf angewiesen ist, zu analysieren und den kompletten Weg vom Ausgangspunkt bis zum Ziel abzubilden. Egal ob Fußweg, öffentliche Verkehrsmittel (ÖPNV), regionale sowie überregionale Anbieter und ehrenamtliche Fahrdienste – alle Transportangebote sollen so verknüpft werden, dass eine Mobilitätskette entsteht. Jeder Dienst geht bei Bedarf fließend ineinander über, zeigt dem Nutzer so sämtliche Reise- und Transportmöglichkeiten auf. Ein personalisierter Begleiter gibt dem Nutzer die Sicherheit und ermöglicht angstfrei, zuverlässig, bequem und selbstständig von zu Hause zum gewünschten Zielort und wieder zurück zu gelangen.

Die Dr. Thomas und Partner GmbH & und Co KG liefert mit XTS den Mobilitätsagenten. Dabei sollen später genaue Analysen der gesamten nachgelagerten Prozesse folgen. Zudem gehören die Schnittstellen zu Dienstanbietern, das barrierefreie Routing sowie die eigentliche Navigation zu den Aufgabengebieten des Intralogistik-Spezialisten aus Karlsruhe.

Die Vorteile für den Kunden

  • Same-day-delivery wird möglich
  • Der Kunde kann mitbestimmen, wann geliefert wird.
  • Zusätzliche Bestellungen können in den laufenden Ausliefervorgang eingeschleust werden.
  • Der Kunde rückt in den Fokus

Die Vorteile für die Gesellschaft

  • Die Innenstädte werden entlastet
  • Die Logistik wird ein Stück grüner
  • Innovative Transport- und  Kurierkonzepte haben größere Chancen zu bestehen
  • Soziale Projekte können profitieren

Die Vorteile für den Dienstleister

  • Routing in Echtzeit
  • Immens kurze Einrichtungszeiten des XTS-Systems
  • Entlastung des Leitstandes -> Das System erstellt und optimiert die Routenplanung
  • Bring Your Own Device ist möglich.
  • Transaktions-gesteuertes Payment -> Faire Abrechnung nach Aufträgen.
  • Kann weltweit und mehrsprachig eingesetzt werden
  • Routing per Smart-Phone, Tablet oder Smart-Watch möglich
  • Immer auf dem neusten Systemstand

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