Zum zehnten Mal fand die re:publica in Berlin statt. Was damals mit 700 Teilnehmern begann, hält 2016 mit unglaublichen 8.000 Besuchern einen neuen Rekord inne. Die #rpTEN, so das diesjährige Motto, konnte allerdings auch mit allen anderen Zahlen glänzen: 770 internationale Speaker, allesamt aus 60 Ländern, 500 Stunden Programm, welches auf 17 Bühnen verteilt war. Ein kurzer Rückblick inklusive Bildergalerie.

Bleiben wir doch einfach bei den Zahlen. Auf den erwähnten 17 Bühnen, mit rund 770 Sprecherinnen und Sprechern, tummelte sich erstmals ein Frauenanteil von 46 Prozent. Zudem waren 220 Vorträge auf Englisch. Die Masse an Besuchern, die Unmengen an Sessions und der limitierte Platz (trotz des Hinzumietens von 10.000 Quadratmetern) sorgte aber auch für das Verpassen des einen oder anderen Vortrags. Andreas Gebhard, Geschäftsführer der re:publica brachte es bei seiner Abschlussrede auf den Punkt: „Da es als Veranstalter nahezu unmöglich ist einen Vortrag zu besuchen, freue ich mich schon jetzt auf rund 250 Videos, die in unserem Videokanal zur Verfügung stehen. Für mich ist dieser eines der wichtigsten Zeitgeistdokumente der digitalen Gesellschaft und immer einen Besuch wert.“ Dieses gilt natürlich auch für die meisten Besucher. Alleine der Livestream auf Spiegel Online zog insgesamt 20.000 Besucher an. Im Nachgang dürften die Server nun gut ausgelastet sein.

#rpTEN: Sascha Lobo & Markus Beckedahl in Einklang

Meine Highlights: Sascha Lobo zeigte etwa auf, wie es derzeit um die Digitalisierung in Deutschland steht und warum „Sigmar Gabriel nur eine digitale arme Wurst darstellt“ – letzteres beschreibt natürlich meine eigene Interpretation des Lobo-Vortrags. Markus Beckedahl holte dagegen die Kelle der digitalen Gegenwart hervor und zeichnete daraufhin eine zum Teil düstere Zukunft. Die Vorträge von Lobo und Beckedahl schafften es allerdings gepaart, ein kraftvolles „Trotzdem – jetzt erst recht“ zu kreieren. Unter dem Motto, Fight for your digital Rights, keimte bei den Besuchern zweifelsohne nach den beiden Vorträgen Hoffnung auf.

Urgestein Gunter Dueck & Edward Snowden

Mein absolutes Highlight war der Vortrag von Gunter Dueck. Der Mathematiker schaffte es mal wieder, mich und die anderen Besucher der Stage 1 mit seiner absolut einzigartigen Art abzuholen. Er zeigte anschaulich und auf witzige Weise, wie hinsichtlich des Cargo-Kults Heilslehren in Politik, Wirtschaft und Kultur sich ihre eigenen Türme und Landebahnen bauen und auf ihre Erlösung warten. Dabei halten natürlich überteuerte Berater ihre Händchen – ganz klar, eine Abrechnung mit dem heutigen Führungspersonal. Ein kleiner Vorgeschmack: „Was eine Firma am wenigsten kann, das schreibt sie auf ihre Tassen.“


Negativ: Dass auch Edward Snowden in einer Live-Schaltung zu Wort kam, ging im Konferenz-Tumult schon fast unter. Schade eigentlich. Der Whistleblower wirkte vor den gefühlten 300 Besuchern (die besagten 3,75 Prozent) taff und argumentierte intelligent. Eine größere Bühne wäre zweifelsohne angebracht und ein Muss. Stattdessen durften Speaker, wie BGH-Richter Thomas Fischer, die große Stage 1 nutzen, um ihre herunter getippte 50-Blatt-Rede trocken und ohne Emotionen vorzutragen. Aber mal ehrlich: Beim Thema Sexualstrafrecht und “Nein heißt Nein” sollten gerne ein paar Emotionen zu erwarten sein. Letztere kamen stattdessen ausschließlich vom Publikum. Das geht besser und sollte nächstes Jahr zumindest berücksichtigt werden.

labore:tory: Musik, Immersive Arts & Virtual Reality

Dieses Jahr wurde erstmalig das “labore:tory” an allen drei re:publica Tagen bespielt. An jedem Tag gab es einen anderen Themenschwerpunkt. Beim Musicday am Montag drehte sich alles um die Zukunft der Musik und des Musikkonsums. Am Dienstag lag der Fokus auf Immersive Arts, also partizipativen Kunstformaten, in die Besucherinnen und Besucher vor allem mittels VR eintauchen konnten. Hier kamen vor allem Akteure aus Theater, Film und Technologie zusammen. Am dritten re:publica-Tag fand schließlich die fünfte #Fashiontech im labore:tory statt. Experten tauschten sich über E-Commerce, Virtual Reality als Fashion Accessoire bis hin zu nachhaltigem Design in der Modeindustrie aus und diskutierten mit dem Publikum.

Diese und weitere Bilder in höherer Auflösung auf Flickr.

 

Zahlenquelle: re:publica