In einer neuen Interview-Reihe wollen wir aktuelle Software-Systeme aus dem Hause TUP vorstellen. In den nächsten Wochen werden dazu weitere Interviews mit Spezialisten folgen. Bei dem nun Folgenden dreht sich alles um das Lagerverwaltungssystem, auch LVS oder WMS genannt. Es beschreibt die Verwaltung von Lagerbeständen und entsprechenden Lagerorten. Die dazugehörige Lagerverwaltungssoftware unterstützt sämtliche Prozesse der Planung, Steuerung und Koordination von Material- sowie Informationsflüsse. Wir haben dazu Martin Schwendemann, Projektleiter bei TUP, im Interview befragt.

Was unterscheidet unsere Lagerverwaltung (TWS) zu anderen bekannten Warehouse-Management-Systemen? Welche Vorteile sind besonders zu nennen?

Der größte Vorteil unserer Lagerverwaltungssoftware, kurz TWS, ist zweifelsohne deren Mischung aus Standard und Individualität. Der Standard beschreibt von Beginn an alle benötigten Schnittstellentechnologien, beispielsweise für eine saubere Kommunikation mit den angeschlossenen Systemen. Wenn eine neue Schnittstellentechnologie programmiert wird, wird sie zudem anschließend in den Standard (Baukasten-Modul) übernommen. Das forcierte Abkapseln der TWS-Kernsoftware vom Gesamtsystem ist dank der klar definierten Schnittstellen problemlos zu realisieren. Das Kernsystem bringt alle rudimentären Abläufe mit, ist aber flexibel genug, um durch Erweiterungen und Plugins die individuellen Prozesse des Kunden abzubilden. So müssen unsere Entwickler in der Folge lediglich an den einzelnen Erweiterungen Änderungen vornehmen, das Kernsystem oder Fremdsystem müssen in der Regel nicht, oder nur in geringem Maße angepasst werden.
Das funktioniert allerdings nur so gut, weil wir Systemgrenzen zum Host und zum unterlagerten System (SPS) klar definieren. Ausschließlich das bestehende System gibt vor, wie tief wir unsere Software anpassen. Besonders hervorheben möchte ich dabei das aus den Projekten gefilterte Know-how. Es fließt automatisch zurück in das Projekt des Kunden und in die Software selbst. Projektumstellungen, spezielle Anpassungen oder Neu-Entwicklungen sind für die einzelnen Teams so kein Hindernis, lediglich lösbare Herausforderungen.

Der Kunde reduziert „aktiv eigene Investitionen und Projektlaufzeiten“. Können Sie das genauer erklären?

Oftmals haben wir keinen Einblick, wie der Kunde arbeitet. Liegt beispielsweise eine Dokumentation der bestehenden Anlage vor? Welche Ressourcen werden vom Kunden, welche von uns gestellt? Nur ein ausführlicher Ideenaustausch bewahrt beide Seiten vor meist teuren Überraschungen. Fragen wie beispielsweise „sind neue Prozesse notwendig“? Oder „welche Improvements, also Verbesserungen, sind bei notwendigen Anpassungen an alte Begebenheiten möglich“? Planungskompetenz und Entwicklungskompetenz sind gleichgewichtig. Die Projektkosten und der Zeitaufwand für ein Projekt hängen demnach von vielen Faktoren ab. Mit einer reinen System-Installation ist es nicht getan. Bereits bei der Planung sollte daher ersichtlich sein, wie viele Ressourcen der Kunde benötigt. Hat er zum Beispiel die Kapazitäten bei sich im Unternehmen? Oder müssen Testumgebungen zur Verfügung gestellt werden? Der Kunde kann durch Eigenleistung einen Erheblichen Teil zum Projekt beitragen und die Projektkosten so „aktiv“ minimieren.

Zudem benötigen Kunden in der Regel eine detaillierte Abbildung der eigenen Prozesse innerhalb eines Projektes. Sobald unsere Lagerverwaltungssoftware integriert ist, sind die abgebildeten Prozesse nah an den physischen. Und umso realistischer wir abbilden können, umso genauer sind die Aussagen an den Leitstand. „Software Follows Funktion“ war schon immer einer der Leitsätze im Hause TUP. Die Software und die zugehörigen Prozesse orientieren sich sehr nah an der Physik im Lager und ermöglichen so eine sehr detaillierte Auswertung und Steuerung der Anlage. So kann sie ihr volles Potential ausschöpfen.

Ein weiterer Vorteil für die Kunden: In der Regel werden bei TUP Kunden langjährig betreut. Projektleiter und Programmierer kennen die Anlage und die Prozesse beim Kunden sehr genau und können bei Bedarf schnell reagieren. In Verbindung mit den adaptiven TUP-Software-Komponenten können so Änderungen und Erweiterungen deutlich schneller und dadurch kostengünstiger realisiert werden. Diese Art von Weiterentwicklung wird fortan Bestandteil des gesamten Projektes. Viele Standardlösungen der Konkurrenz können das nicht.

Wie sieht die Zukunft einer Lagerverwaltungssoftware aus? Worauf müssen sich die Entwickler, worauf die Lager selbst einstellen?

Technisch gesehen wird es bunter zugehen. Mobilität wird definitiv eines der großen Themen. Dabei halte ich allerdings die Lösung „Bring Your Own Device“, kurz BYOD, eher für fragwürdig. Die Sicherheitsrisiken wären für Logistik-Unternehmen zu hoch.

Dennoch wird sich einiges ändern. Der Leitstand beispielsweise wird sich in naher Zukunft als ein Dashboard präsentieren. Seine dazugehörigen Reporting-Funktionen für das Management und andere Informationen werden detaillierter, aber vereinfachter dargestellt; auch weil mobil weniger Informationen abgebildet werden können. Eine Art Ampelkontrolle ist denkbar: Grün = alles in Ordnung, Orange = Werte außerhalb des Normalen, Rot = sofortiger Handlungsbedarf.

Industrie 4.0 und das Internet der Dinge gewinnen ebenfalls zunehmend an Bedeutung. Die einzelnen Elemente der Fördertechnik und des gesamten Lagers werden vernetzt. Es entstehen neue Meldepunkte, die detaillierter ausgewertet werden können. In Echtzeit können so über Dashboards und mobile Endgeräte die Lagerfunktionen überwacht und beeinflusst werden. Und Software-technisch wird sich meines Erachtens die bereits eingeleitete Automatisierung fortsetzen und weiter verbessern. Dabei werden speziell die Informationen immer wichtiger. Schnelle Analysen von immer größeren Datenmengen wird zur Schlüsselkompetenz der Logistik-Software. Big Data ist dabei nicht von der Hand zu wischen.

Weitere Informationen zur Lagerverwaltung finden Sie auf unserem Wissensportal Logistik-KNOWHOW.