Ein aktuelles Positionspapier nimmt zur laufenden Digitalisierung in der Intralogistik beziehungsweise Logistik Stellung. Der Herausgeber, die Bundesvereinigung Logistik (BVL), zeigt auf, wie sich die Unternehmenspraxis in Zukunft verändern, wie sich das Warehousing 4.0 genau gestalten wird. Die Software-Manufaktur TUP (TUP) hat sich zwei Punkte genauer angeschaut.

Das Positionspapier zur Digitalisierung in der Logistik nimmt sich insgesamt 14 Fragen zur Brust und hinterfragt den vermeintlich aktuellen Drang nach Digitalisierung. Es beantwortet grundlegende Fragen, die sich Logistiker im Zuge der digitalen Transformation ihres Geschäfts stellen. TUP konzentriert dabei auf zwei Abschnitte:

– Wie verändert die Digitalisierung die Intralogistik?

– Welche Rolle spielen die Daten in Zukunft und welche Geschäftsmodelle lassen sich daraus ableiten?

Wie also verändert sich die Intralogistik inmitten der digitalen Transformation? Das Positionspapier teilt dabei das Segment der Vollautomatisierung in sogenannte Ad-hoc-Vernetzung und Selbststeuerung einzelner Prozesse. Den Autoren geht es speziell um die maschinelle Vernetzung sowie um den Aufbau von selbstgesteuerten Regelkreisen. Mathias Thomas, Geschäftsführer der Software-Manufaktur TUP, skizziert dabei seine ganz persönliche Zukunft des Materialflusses: „Die Intralogistik wird in naher Zukunft ein noch höheres und technologisch durchdringenderes Wachstum erleben, als es vor fünf Jahren der Fall war. Ich spreche von autonomen Transportsystemen, unternehmensübergreifender Maschine-zu-Maschine-Kommunikation und Virtual-Reality- beziehungsweise Augmented-Reality-Konzepten (Datenbrille). Technologieschwerpunkte werden sein: Hindernisse wegeoptimiert zu umgehen, Ziele selbstständig erkennen und ansteuern sowie die smarte Vernetzung von Fahrzeugen, Produkten und Regal – wie Fördersystemen; der Mensch wird zum Dirigent der digitalen Supply Chain.“ „Ich stimme dem Mitautor Prof. Michael ten Hompel voll zu, wenn er sagt, dass die Systeme der Zukunft nicht mehr nur reagieren; sie fangen auch an, sich eigenständig selbst zu organisieren. Industrielle Verknüpfungen werden endlich Realität, Intralogistik und Produktion verschmelzen miteinander. Und durch die Möglichkeiten der smarten Auswertung großer Datenmengen bergen prädiktive Analysen (Voraussagen) sowie die Anwendung von künstlicher Intelligenz ein erhebliches Potenzial für die Optimierung von Logistikprozessen.“

Digitalisierung: Nutzen und Datenschutz auf einen Nenner bringen

Speziell die Datenerhebung und deren Auswertung wird laut Positionspapier zu einer Beschleunigung der digitalen Transformation in der Intralogistik führen. Denn Sensorik nimmt nicht nur im Materialfluss zu, sie wird in einigen Jahren als wesentliche Datenquelle für Überwachung und Verbesserungen von logistischen Prozessen dienen. Welche Rolle spielen also die Daten in Zukunft und welche Geschäftsmodelle lassen sich daraus ableiten? Über Sensoren und die dadurch erhobenen Daten werden schon jetzt in einfachen Lager-Infrastrukturen Lagerorte und Transportwege in Echtzeit nachvollzogen. Die Überwachung der Transportbedingungen sowie die Planung von Logistikleistungen auf Basis von Daten mit hoher Aktualität erhöhen die Effizienz und reduzieren die Risiken während des Transports. Laut den Autoren entstanden in den letzten Jahren regelrechte Marktplätze für Daten beziehungsweise smarte Informationen: „Sie werden über Programmierschnittstellen automatisiert abgerufen, ausgewertet und per Volumen oder Zeiteinheit abgerechnet. Die Daten sind so nicht nur mehr Begleitwerk der Produkte, sondern das Produkt selbst. In Zukunft wird die gewonnene Information direkt aus dem Prozess heraus als Zusatzleistung dem Kunden angeboten“, so der gemeinsame Konsens der Autoren.

Mathias Thomas gibt allerdings zu bedenken: „In Zukunft birgt der Austausch sensibler Daten allerdings auch Gefahren. Speziell der unerlaubte Zugriff Dritter wird in Zukunft Unternehmen beschäftigen müssen. Denn als Kehrseite des sogenannten Warehousing 4.0 und der hochgelobten Smart Factory werden sich digitale Einfallstore für Datenklau, Industriespionage und Cyberkriminalität häufen. Und speziell im E-Commerce sind schon jetzt Produktdaten häufig mit personalisierten Kundendaten verknüpft. Sprich, der Datenschutz muss an die neuen digitalen Herausforderungen angepasst und Sicherheitslücken müssen rigoros geschlossen werden.“

Informationsüberfluss schließt Datenschutz nicht aus

Abschließend sind da noch die neuen Geschäftsmodelle beziehungsweise die substanziellen Einflüsse der Digitalisierung auf logistische Prozesse. „Technisch gesehen sind wir bereits auf einem hohen Niveau. Die Intralogistik profitiert schon jetzt von einem ganzheitlichen Materialfluss-Management. Ich glaube eher, dass die Automatisierung innerhalb von Distributionszentren auf die urbane Umwelt übertragen wird“, prophezeit Mathias Thomas. „In naher Zukunft kommunizieren nicht nur Waren, Transportbehälter und Beförderungsmittel miteinander; vielmehr steuern übergreifende digitale Systeme den gesamten Verkehr, inklusive des Datenaustauschs. Fahrzeuge verfügen so beispielsweise immer über aktuellste Verkehrsinformationen, um selbstständig Routen zu optimieren oder Transporte umzuleiten. In den Ballungsräumen von morgen wird die Mobilität eine zentrale Rolle spielen. Warum? Wie Menschen und Waren Synergie ergeben – das entscheidet über die künftige Lebensqualität.“